Chris Smither : Roots, Blues & Songwriting / USA

03
Apr 2025
Donnerstag

CHRIS SMITHER- Folker – Blueser – Songwriter  –  zum letzten Mal  Live in Eppstein

CHRIS SMITHER

Chris Smither, geb. 1944, ist eine der ganz großen Legenden unter den berühmten American Singer/Songwritern neben Guy Clark, Townes van Zandt oder John Hammond der im Folkblues beheimatet ist. 1944 geboren brachte er soeben sein eigenes Jubiläumsalbum auf den Markt und ist plötzlich in aller Munde.

Chris Smither wurde während des Zweiten Weltkriegs in Miami geboren und wuchs in New Orleans auf, wo er als Kind begann, Musik zu machen. Als Sohn eines Professors der Tulane University brachte ihm sein Onkel auf der Ukulele seiner Mutter die Grundlagen der Instrumentierung bei. „Onkel Howard“, sagt Smither, „zeigte mir, dass man viele der Lieder spielen konnte, die man im Radio hörte, wenn man drei Akkorde beherrschte. Und wenn man vier Akkorde beherrschte, konnte man so ziemlich die Welt beherrschen.“ Mit diesem bisschen Wissen im Gepäck war er süchtig. „Ich liebte akustische Musik – insbesondere den Blues – seit ich zum ersten Mal Lightnin‘ Hopkins‘ Album Blues In My Bottle gehört hatte . Ich konnte den Sound, den Hopkins hinbekam, nicht glauben. Zuerst dachte ich, es wären zwei Typen, die Gitarre spielten. Mein Stil entstand bis zu einem gewissen Grad aus dem Versuch, diesen Sound zu imitieren, den ich hörte.“

Mit Anfang zwanzig gab Smither sein Anthropologiestudium auf und ging auf Drängen des legendären Folksängers Eric von Schmidt nach Boston. Es war Mitte der 60er Jahre und akustische Musik blühte in den Straßen und Cafés dort. Smither schloss lebenslange Freundschaften mit vielen Musikern, darunter Bonnie Raitt, die später seine Songs „Love You Like A Man“ und „I Feel the Same“ aufnahm. (Ihre Freundschaft blieb bestehen, auch wenn sich ihre Karrierewege im Laufe der Jahre kreuzten.) Aus seinen musikalischen Erfahrungen in New Orleans und Cambridge entwickelte sich schnell sein unverkennbarer, einzigartiger Gitarrensound – ein beatgetriebenes Fingerpicking, stark beeinflusst vom Spiel von Mississippi John Hurt und Lightnin‘ Hopkins, überlagert vom allgegenwärtigen Backbeat seiner rhythmischen, klopfenden Füße (die bei Auftritten immer mikrofoniert waren).

Mit Mississippi John Hurt fing alles bei ihm an. 1970 das erste Album, eine rege Zusammenarbeit mit Bonnie Raitt, die ihn einst als ihren „personal Eric Clapton“ bezeichnete. Es folgten viele schwierige Jahre ehe er 1998 auf der „Monsters of Folk“-Tour wieder für Aufsehen sorgte neben Dave Alvin, Tom Russell und Ramblin´ Jack Elliott. Für den Film „Der Pferdeflüsterer“ nahm Emmylou Harris einen seiner Songs auf und machte ihn einem breiteren Publikum bekannt. Selbst Diana Krall coverte einen Song von ihm und 2012 wurde sein Album „Hundred Dollar Valentine“ im britischen MOJO Magazin mit der höchsten Wertung (5 Sterne) geadelt.

CHRIS SMITHER ist für Amerikas Musikbusiness „a national treasure“ und einer der bedeutendsten Songschreiber und Gitarristen, der nur äußerst selten Konzerte in Deutschland gibt.

50 Jahre ist Chris Smither als Sänger und Songschreiber gut angekommen. Seine Songs sind unter anderen von Bonnie Raitt, Emmylou Harris und Diana Krall eingespielt, und er selbst hat über 20 Veröffentlichungen hinter sich.

Smither ist schwer zu kategorisieren. Immer gibt es deutliche Bluesanklänge bei ihm, während seine Texte intelligent, witzig und gelehrt sind. Wurzeln in Americana und Country sind eindeutig Teil seiner Historie.

Die 20. Veröffentlichung,  All About the Bones  (Erscheinungsdatum: 3. Mai 2024 bei Signature Sounds/Mighty Albert, vertrieben von Redeye), ist so elementar wie die tintenschwarzen Schatten, die ein schockierend heller Mond wirft. Mit acht brandneuen Songs von Chris Smither und Smither-Interpretationen von Eliza Gilkysons „Calm Before the Storm“ sowie Tom Pettys „Time to Move On“ wird der Hörer in einer Art gotischer Villa in einer imaginären Straße in New Orleans begrüßt, und dort, im von Lampen erleuchteten Salon, steht die Band, eine minimalistische Rumpfbesatzung, gegenüber: Smithers unnachahmliche, treibende Gitarre und sein dröhnender Bariton verbinden sich nahtlos mit dem Instrumentenkoffer von Produzent David Goodrich, Zak Trojanos felsenfestem, urtümlichem Schlagzeugspiel, BettySoos durchsichtigem Harmoniegesang und der flachen, traurigen Flut des Saxophons der Jazzlegende Chris Cheek. „All About the Bones“ wurde von Justin Pizzoferrato in den Sonelab Studios in Easthampton, MA, aufgenommen und   hat eine Atmosphäre, die zugleich barock und zeitlos ist.

Wir sind sehr froh, Chris Smither noch einmal nach 2015 nach Eppstein holen zu können. Die Bookerin signalisierte uns, dass es wohl das letzte Mal sein wird, das Chris zu seinen Fans über den Atlantik fliegt, geht er straight auf die 80 zu….das sollten sich die Fans nicht entgehen lassen !

Hier Video´s zum Reinhören/fühlen :

Hier habe ich eine schöne Kolumne aus der SZ gefunden,die ich euch nicht vorenthalten wollte.

20. Januar 2015, 15:49 Uhr

Retrokolumne Anwärter auf das Pop-Pantheon

Alte Lieder neu eingespielt: Auf „Still on the Levee“ sind 25 Songs, die die Lebensleistung von Chris Smither verdeutlichen.

(Foto: Signature (Cargo Records))

Nicht einmal Musikkritiker können jeden Titel kennen. Umso schöner ist es da, wenn sie positiv überrascht werden: etwa vom surfenden Songwriter Chris Smither .

Von Karl Bruckmaier

Die größte Sünde, die man als Popkritiker begehen kann, ist Überheblichkeit: zu meinen, man kenne bereits alles und jeden; man habe alles gehört und gesehen, was es gibt und dann noch ein wenig mehr als das. Keiner in der Zunft ist gegen diese Hybris gefeit – und wenn man dann eine Sekunde nicht aufpasst, kommt als Quittung dieser Schwinger in den Magen, der einen einknicken lässt; ächzend und stöhnend kniet man vor der Realität und für jede Großkotzigkeit, der man sich je schuldig gemacht hat, leistet man Abbitte.

Aber – wie im richtigen Leben – was gibt es Schöneres, als wenn der Schmerz nachlässt. Das ist die Phase, in der ich mich gerade befinde: Irgendwie muss es mir gelungen sein, einen heute 70-jährigen Sänger und Songwriter zu ignorieren, der in den 50 Jahren seiner Karriere mehr als ein Dutzend Alben aufgenommen hat – Chris Smither. Und welch eine unverdiente Freude, seine Musik jetzt kennenlernen zu dürfen, als sei sie ganz frisch und neu und eben erst geschrieben.

Elegantes Fingerpicking und flirrende Leichtigkeit

Möglich macht dies das Album „Still On The Levee“ (Signature Sounds/Cargo), auf dem Smithers selbst – wie vor ihm John Prine oder Will Oldham – sein Repertoire einer Neuerfindung unterzieht, also alte Lieder neu einspielt. Mit jedem Song, der hier unaufgeregt und kompetent begleitet von Allen Toussaint, Loudon Wainwright III oder den Musikern von Morphine aus den Boxen tänzelt, wird man stiller und andächtiger: Was für eine Lebensleistung!

Geboren wurde Smithers in New Orleans in einen Professorenhaushalt. Als Teenager zog es ihn nach Boston, um am Folk Revival teilzuhaben. In den Siebzigern hätten wir ihn fast – wie so viele – an die Drogen verloren, doch seit gut 25 Jahren veröffentlicht Smithers wieder auf kleinen Labels seine Musik, deren elegantes Fingerpicking an Geoff Muldaur (oder den gemeinsamen Lehrmeister Lightnin‘ Hopkins) erinnert.

Sein Gesang ähnelt dem von Kris Kristofferson, und seine Lieder erreichen manchmal das Niveau Townes van Zandts. Was „Still On The Levee“ darüber hinaus zu so einem erstaunlichen Album macht, ist die Homogenität der 25 Songs, die ihren Grund vielleicht in der flächig flirrenden Leichtigkeit hat, mit der Smithers seinen Gesang unterlegt: Sein Spiel heischt nie Aufmerksamkeit. Es trägt die Lieder eher wie eine Welle den Surfer.

Folk-Klänge und Konzeptpferde

Diese Homogenität fehlt erwartungsgemäß einem gleichzeitig mit „Still On The Levee“ erschienenen Tribute-Album namens „Link Of Chain“ (Signature Records/Cargo), auf dem sich alte Smithers-Fans wie Jorma Kaukonen oder Bonnie Raitt neben Jungspunden wie Heather Maloney am Katalog des von mir schändlich Ignorierten versuchen und dafür mal im Folk, in der Country Music oder im Rock’n’Roll nach passenden Ideen suchen. Dafür sticht einem hier die Kraft einzelner Songs besser ins Auge respektive Ohr: „Rosalie“ oder „Train Home“ oder „Can’t Shake These Blues“, das sind Arbeiten, die Anspruch erheben auf die Aufnahme in das Pop-Pantheon.